der Höhepunkt der Märzrevolution vor 175 Jahren von Hans Slama April 2023
Der Höhepunkt der Märzrevolution vor 175 Jahren Eines der Zentren in der Frühphase der Badischen Revolution 1848 war neben dem Schwarzwald der durch die Agrarkrise besonders benachteiligte Odenwald rund um Mudau. Die Agrarrevolte, die sich mit der politischen Erhebung vereinte begann von Frankreich aus über den Rhein zu schwappen. Im April 1847 verteilte der Seifensieder und Hausierer Anton Stoll aus Mudau ein Flugblatt, auf dem zur...
Sie kämpften gegen das despektierliche „Badisch Sibirien“ Prof. Dr. Peter Paul Albert aus Steinbach und Arthur Grimm aus Mudau haben das Bild der Region gewandelt von Hans Slama Januar 2023
Mudau. (hs) Große Verdienste für „Badisches Frankenland“ und „Madonnenland“ – ein historischer Wendepunkt vor 100 Jahren oder von „Badisch Sibirien“ zum „Madonnenland“. – Die beiden Ehrenbürger von Mudau, Prof. Dr. Peter Paul Albert aus Steinbach und Arthur Grimm aus Mudau, sind bis heute überregional bekannte und geachtete Persönlichkeiten. Neben den....
Mudau. (lm) Die Pflege von älteren Angehörigen ist seit jeher ein sehr sensibles Thema. Es gilt, die Wünsche der zu pflegenden Angehörigen und die eigenen zeitlichen Möglichkeiten irgendwie in Einklang zu bringen – und diese Balance muss dann auch noch finanziert werden können. Um Informationen für die Lösung dieser Mammutaufgabe bereitzustellen hatte der Arbeitskreis „Leben in Mudau“ (vormals Arbeitskreis Demografie) die Mitarbeiterin des Pflegestützpunkts in Buchen, Jutta Baumgartner-Kniel nach Mudau ins Restaurant „Engel“ eingeladen. Und die Referentin konnte die Erwartungen bei den Anwesenden weit übertreffen – umso enttäuschender für die Veranstalter um Hans Slama, dass die Anzahl der Besucher sehr gering war. Neben den allgemeinen Informationen zu den Leistungen der Pflegeversicherung und der Krankenkasse gab Jutta Baumgartner-Kniel ganz konkrete Hinweise. Besonders am Herzen lag ihr zum Beispiel, dass betroffene Familien sich Kostenvoranschläge besorgen. Diese bringen zwar oft keine besseren Kosten in einem geregelten Markt, aber sie erlauben eine ganz konkrete finanzielle Planung und verhindern damit folgenschwere Fehlentscheidungen. Sie wies auch mehrfach darauf hin, dass die Organisation häuslicher Pflege immer individuell und damit eine Einzelplanung sei. Generelle Annahmen scheitern oft an sehr spezifischen Details, wie z.B. der zeitlichen Notwendigkeit der Aktivitäten. Betreuung zu bestimmten Tageszeiten kann ein Pflegedienst übernehmen, bei Aktivitäten zu wechselnden Zeiten in der Nacht wird es schwierig. In diesem Zusammenhang umriss die Referentin Rahmenbedingungen der Beschäftigung ausländischer Pflegekräfte. Sie machte deutlich, dass bei allen Beschäftigungsmodellen, selbst wenn sie auf dem Papier legal sind, die einzuhaltenden arbeitsrechtlichen Vorschriften eine 24-Stunden-Betreuung nicht erlauben. Auch für diese Arbeitskräfte gelten 8-Stunden-Arbeitstage mit entsprechenden arbeitsfreien Zeiten und der Urlaubsanspruch lässt sich auch nicht „wegkaufen“. In seinem Schlusswort brachte es Hans Slama auf den Punkt: „Die wichtigste Erkenntnis des Abends ist, dass wir mit dem Pflegestützpunkt in Buchen eine Anlaufstelle haben, die uns im Bereich „Pflege“ zu allen Fragen konkrete Antworten geben kann.“ L.M.
von der jagd, wilderei und "raubgesindel" im odenwald und spessart juni 2019
Von der Jagd, Wilderei und „Raubgesindel“ im Odenwald und Spessart unter diesem Titel stand die gemeinsame Veranstaltung vom Heimat- und Verkehrsverein Mudau und dem Hegering Mudau. Hegeringleiter Carsten Schäfer begrüßte die Teilnehmer und den Referenten Hans Slama. Dieser spann einen Bogen von den Jäger- und Sammlerkulturen zu den Bauernkulturen der Jungsteinzeit, den jagenden Römern im Odenwald und Spessart bis hin zur ehemals freien Jagd der fränkischen Bauern und der Siegfriedsage. Als sich die freien Bauern ab dem ausgehenden 6. Jh. mehr und mehr durch den Verzicht auf die Heerfolge in die Leibeigenschaft begaben wurden sie mehr und mehr aus der ursprünglich gemeinsamen Nutzung von Feld, Flur, Wald, Fischfang und Jagd hinausgedrängt. Nunmehr wurde das genossenschaftliche Jagdrecht durch den königlichen Wildbann, bei dem nur Berechtigte jagen durften, beschränkt. Seitdem wird bis zum heutigen Tag gewildert. Die erste Kunde darüber stammt von Einhard, dem Biografen Karls des Großen um 830. Schon damals wurde Wildern hart bestraft. Wildern ist heute leider eine neue Trendsportart geworden (Sehnsucht nach dem Archaischen). Im Laufe des 18. Jh. nahmen die Wald- und Wildfrevel auffallend zu, die sich dann in Folge der Französischen Revolution mit oft auch tödlichen Angriffen auf die Forstschützen häuften. Diese Vorfälle, unterstützt durch die ländliche Bevölkerung, sind nur zum Teil in den Notzeiten zu suchen. Zum anderen Teil ist die Auflehnung der Untertanen gegen die Privilegien des Adels, des Klerus und der Klöster in dem immer als ungerecht empfundenen exklusiven Jagdrecht zu suchen. Im Bauernkrieg 1525 beriefen sich die Bauern darauf, dass die Jagd ursprünglich frei war. Sie plünderten und verwüsteten Dörfer und Burgen, darunter auch die Klöster Himmelthal und Amorbach, die Burg Wildenberg und das Schloss Sommerau. Im Spessart schossen sie das Wild ab, fischten die Bäche leer und plünderten in den Wäldern. Durch das Niederschlagen der Aufstände blieben die alten Regelungen bis zur Agrarrevolte 1848/49, also über weitere 300 Jahre bestehen. Die Bauern waren der adeligen Willkür ausgesetzt und mussten tatenlos zusehen wenn ihre Felder verwüstet wurden. Zudem mussten sie auch noch Jagdfronen leisten die mit der Zeit zur Bauernplage ausuferten. Für die oft tagelangen Fleisch-, Prunk und Lustjagden des Adels wurden ganze Dörfer aufgeboten, Hunde zur Hatz gestellt und Wälder umstellt. Die häufigen Beschwerden der Bauern nützten nichts. Sie wurden zur Bestellung besonderer Feldhüter genötigt. Diese durften keine großen Hunde halten und sich auch nicht mit Flinten zum „Blindschießen“ versorgen, den kleinen Hunden band man kreuzweise Holzknüppel vor die Läufe um Hetzen zu unterbinden. Diese “Wildbrethüter“, „Kornhüter“, auch Förster und Bedienstete machten oft mit den Wilderern gemeinsame Sache. Obwohl allen Geistlichen die Jagd offiziell verboten war, betrieben viele geistliche Würdenträger die Jagd so leidenschaftlich wie ihre meist adelige Verwandtschaft. Nachdem der Wildbann, wie viele andere ehemalige königliche Rechte, immer mehr auf geistliche und weltliche Herrschaften übergegangen war, stand dann im Mittelalter die Jagd in der Regel dem Gerichtsherrn zu. Über den Wildbann war es möglich die Landesherrschaft zu erreichen und auch die Schließung des Forstes im Interesse der Jagd. Das führte zu erheblichen Konflikten, denn dies stand im Gegensatz zu den notwendigen Weiderechten in den Wäldern. Wer sich unberechtigt im Wildbann aufhielt, Holz sammelte oder gar wilderte wurde hart bestraft. Es war eine Verletzung des Königsbannes. Man konnte die rechte Hand verlieren oder gar das Leben, auch gab es Galeerenstrafen usw.. Bis etwa um 1500 waren Wisent, Elch und Bär nahezu verschwunden, die großen Pflanzenfresser praktisch ausgerottet. Die Hetzjagden zu Pferde und einer großen Hundemeute wurden auf Rehe, Hirsche und Wildschweine ausgeübt. Häufig wurde auch die Vogeljagd und die Beizjagd mit Falken betrieben. Das Rotwild hatte ehemals eine besonders große Bedeutung, ebenso die Fischerei und der Biber als Fastenspeise. Die Jagdstrecken passten sich dem jeweiligen Biotop an. Während bis zur Anpflanzung von Kiefern und Fichten im 19. Jh. die Niederwildstrecken dominierten nahm nun das Hochwild mit Rot- und Schwarzwild zu. Von Graf Franz I. zu Erbach, dem Errichter des Eulbaher „Thiergartens“ ist überliefert, dass er im Laufe seines Lebens 5649 Stück Wild erlegte, an einem Tag 26 kapitale Hirsche. Die weiteren Ausführungen handelten von den vielen Streitereien ums Jagdrecht und der Erstellung von Jagdgrenzkarten, diesbezüglichen Prozessen, Jagdtausch und damit verbundenen Todesfällen. Um die Wildschäden zu reduzieren und das Jagdvergnügen trotzdem zu erhalten wurden ab Ende des 18. Jh. sog. „Thiergärten“ errichtet. Die größten Anlagen im Odenwald hatte anfangs die Grafschaft Erbach, direkt in Erbach am Schloss, auf dem Krähberg, im Reichenberger Forst und dann in Eulbach. Das Fürstenhaus Leiningen richtete 1809 beim heutigen Schloss Waldleiningen einen „Thiergarten“ ein, auch das Haus Baden in Zwingenberg. Im Spessart waren es die großen Park der Mainzer Erzbischöfe und auch derjenige des Hauses Erbach als Nachfolger der Rienecker. Sie wurden eingezäunt, oft mit Eichenplanken und die Einfahrten wurden mit Torhäusern versehen. Da sie ihren Zweck nicht erfüllten, teuer und nicht mehr zeitgemäß waren, hatten die Parks keinen Bestand. Sie wurden meist wieder aufgelassen und in kleinerer Form weitergeführt. Der Fürst von Leiningen allerdings arrondierte seinen Wildpark noch bis zur Mitte des 19. Jh.. Er kaufte in der Umgebung Grundstücke auf und die Dörfer Neubrunn/Ernsttal und Galmbach/Eduardstal mit der Wassermühle Schloßau wurden aufgelöst. Auch Dörnbach und Breitenbach fielen ihm zum Opfer. Die Bewohner wurden um- oder ausgesiedelt. Im letzten Teil ging es noch um die vielen Wildereien und Todesfälle von Förstern und Wilderern und den damit verbundenen vielen Geschichten und Sagen. Die Wilderei spielte in den wildreichen und armen Regionen von Odenwald und Spessart immer eine große Rolle. Ganze Wildererbanden, unterstützt von der durch die Jagd und Wildschäden geplagten Bevölkerung durchstreiften die großen zusammenhängenden Waldgebiete. Die Wälder zwischen Mud, Main und Ohrnbachtal waren ein beliebtes Operationsgebiet, ebenso wie der Spessart. Auch gewerblich wurde gewildert. Es ging um Leben und Tod. Auf Angerufene sollte gemäß den herrschaftlichen Anweisungen sofort geschossen werden. Es gab auf beiden Seiten viele Tote bei einer sehr hohen Dunkelziffer. Der bekannteste Fall in unserer Nähe ist der Tod des leiningenschen Forstgehilfen Johann Stephan Seitz im Jahre 1819 in der Nähe der nach ihm benannten Straßenkreuzung „Seitzenbuche“. Auch die aufgelösten Dörfer wie Galmbach, Rieneck, Ferdinandsdorf und die Wassermühle werden mit dem Wildern in Verbindung gebracht, teilweise zu Recht, teilweise zu Unrecht. Insbesondere in der napoleonischen Zeit führten die Räuber wie Schinderhannes und die „Hölzerlipsbande“ ihr Unwesen in den Wäldern und Dörfern. Dies endete erst mit der Hinrichtung derselben in der Zeit von 1803 bis 1814. Der Fürst von Leiningen war der Meinung, dass ein guter Räuber zuvor ein guter Wilderer gewesen sein muss. In den Jahren der Agrarrevolten 1848/49 wurde in den Parks wieder heftig gewildert. In Ernsttal musste Militär eingesetzt werden. In Eulbach kam es zu Schusswechseln. Auch im 1. Weltkrieg flammte die Wilderei in den Parks wieder auf. Der letzte große Wilderer im Odenwald war der „Karrefranz“ 1864 in Ohrnbach geboren und 1926 in Walldürn-Reinhardsachsen gestorben. Von ihm erzählt man sich, dass er sich mit Wolfsaugen habe unsichtbar machen können.
vortrag über den wolf februar 2018
Der Wolf, kommt er oder kommt er nicht? Mudau. (lm) Obwohl im Medienraum der „Goldenen Olive“ mehrfach nachbestuhlt wurde, reichte der Platz nicht aus. Man ließ die Tür zum Gastraum offen, damit alle Interessierten am Gemeinschaftsvortrag von Heimat- und Verkehrsverein sowie Hegering IV teilhaben konnten. „Der Wolf ist in aller Munde, kommt er oder kommt er nicht?“ Ein Thema, das wirklich viele Menschen beschäftigt und außerordentlich kontrovers diskutiert wird. Das zeigte sich auch in der abschließenden Aussprache: „Wir waren froh, als er ausgerottet war, und wir brauchen ihn nicht mehr“, „In Rumänien leben wir mit dem Wolf, denn wo er ist, ist der Wildbestand gesund“, „Er tötet aus Lust, nicht aus Hunger“. Tatsächlich bestätigten sich in der Aussprache viele der Mythen und Legenden über den Wolf, die Hans Slama aus der Historie über das Tier angesprochen hatte. Viele Menschen kennen ihn ausschließlich als den Bösen aus den Märchen der Kindertage. Tatsächlich hat sich vor rd. 14.000 Jahren bereits entwickelt und er ist der Vorläufer unserer Hunde. Er ist respekteinflößend und stark, kann bis zu 80 Kilometer in der Nacht zurücklegen und bis zu 13 Jahre alt werden und seine Population geht rasch voran. Vor 150 Jahren war der Wolf nahezu ausgerottet, und zwar sehr gezielt mit teilweise grausamsten Methoden wie Hans Slama auch bildlich dokumentierte. Den ersten Wolf in Deutschland hat man wieder im Jahr 2000 entdeckt, 2016 konnte man 46 Wolfsrudel zählen, was etwa 500 Tieren entspricht. Und aus der Sicht der Jäger ist die Reduktion des Wildbestands durch den Wolf relativ gering. Und man sagt ihm nach, der Bruder des Krieges zu sein. Da das Tier aber auch für Stärke und Kraft steht, sind sehr viele Namen von ihm abgeleitet: Ulf, Wolfgang, Wolfsburg, Wolfenbüttel, u.v.m. Ein Kurzfilm, den Franz Brenneis zusammengestellt hatte und den Hegeringleiter Carsten Schäfer zeigte, brachte die Ansichten der Weidetierhalter in die Öffentlichkeit, die ihre Tiere durch Schutzhunde, persönliche Präsenz und Elektrozäune vor dem Wolf zu schützen versuchen. Allerdings geht es ihnen nicht um ein Tier, das der Wolf eventuell wegen seines Hungers reißt, sondern um den Blutrausch, in dem er sich über die ganze Herde hermacht. Wie Tobias Kuhlmann vom Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis und beschäftigt mit dem sog. „Wolfmanagement“ ausführte, sei das Thema äußerst emotional, obwohl in der Region bisher nur drei Tiere, tatsächlich von Wölfen gerissen worden seien. Im Neckar-Odenwald-Kreis sei die Situation rechtlich sehr besonders, weil man direkt an der Grenze zu Bayern und Hessen liege und alle drei Länder gehen mit der Population des Wolfes anders um. Das Tier hat in Deutschland den höchstmöglichen Schutzstatus, dürfe also auf nicht bejagt werden. Allerdings könne ein Tier „entnommen“ werden, wenn es nachweislich erhebliche, unverhältnismäßig hohe Schäden anrichtet. Doch Schäden von Wildtieren werden vom Staat nicht ersetzt. In Baden-Württemberg hätten Landesnaturschutzbund, NABU und BUND eine Trägergemeinschaft gebildet, die freiwillig entstandene Schäden ausgleiche. 2016 waren das wegen Deutschlandweiter Wolfsübergriffe 135.140 Euro, für Herdenschutzmaßnahmen wurde im gleichen Zeitraum über eine Million ausgegeben. Tobias Kuhlmann gab außerdem noch Ratschläge zu Verhaltensmaßnahmen, sollte man urplötzlich einem Wolf gegenüberstehen: „Respektvoll mit dem Tier umgehen, nicht wegrennen, sondern stehen bleiben, Krach machen“. Kreisjägermeister Dr. Henner Heitmann konterte: „Kein Jäger hat die Absicht, den Wolf zu bejagen. Das macht uns keinen Spaß“. Er war der Meinung, dass derjenige, der ihn nach Deutschland geholt hat, dafür zu sorgen habe, dass das Tier so wenig Schaden wie möglich anrichtet. In diesem Fall würden Bauern und Jäger an einem Strang ziehen und erwarten, dass die Schutzmaßnahmen der Weidetierhalter staatlicherseits ersetzt werden. Außerdem wehrte er sich gegen das Unwort „Wolfsmanagement“, denn Wildtiere könne man nicht managen. Ernst Wagner, der in seiner Heimat Rumänien bereits oft mit dem Wolf konfrontiert worden war, meinte sehr eindringlich: „Vor dem Wolf muss man keine Angst haben, der zweibeinige Wolf ist sehr viel gefährlicher“. Er warnte wie Dr. Heitmann auch, vor einer Hysterie gegen den Wolf und führte aus, dass der Wildbestand nachweislich sehr gesund sei, wo der Wolf vorkommt. Das Tier habe sehr schlechte Augen, aber einen hervorragenden Geruchssinn, und jage hauptsächlich nachts. Eine rege Diskussion schloss sich den Ausführungen der Fachleute an, in der auch deutlich wurde, dass Attacken von Hunden, die der Mensch zu Waffen erzogen hat, im fünfstelligen Bereich höher sind als die von Wölfen, die eher als Menschenscheu eingestuft werden. L.M.
konfessionsgeschichte im raum mudau beleuchtet november 2017
Konfessionsgeschichte im Raum Mudau beleuchtet Zu diesem Thema im Lutherjahr hatte der Heimat- und Verkehrsverein Mudau zusammen mit der Ev. Kirchengemeinde eingeladen. Wie sich zeigte war dies ein voller Erfolg, denn Frau Pfarrerin Rebecca Stober konnte erfreut im bis auf den letzten Platz gefüllten Kirchensaal den Referenten und Regionalhistoriker Markus Wieland begrüßen. Hans Slama stellte in seiner Begrüßung fest, dass man wohl den richtigen Ort gefunden habe und konnte auch erfreulicherweise den kath. Geistlichen Pfarrer Vornberger begrüßen. Eingangs stellte er die Frage ob schon einmal eine anwesende Person, trotz Prägung des Elternhauses die Konfession geändert habe, eine Person meldete sich. Dies hat eine lange Tradition, denn immerhin war ehemals Religion eine Angelegenheit des Landesherren. So ist es auch in Mudau, das seit einem Jahrtausend katholisch geprägt ist. In der Reformationszeit wurde der reformierte Glaube auch ins Gemeindegebiet hineingetragen, allerdings haben das Bistum Würzburg und der Landesherr Mainz alle Bestrebungen rigoros unterdrückt. Die dem lutherischen Glauben zugeneigten Pfarrer, teilweise verheiratet, wurden nicht geduldet. Während des 30 j. Krieges in der Schwedenzeit flüchteten die kath. Geistlichen und es wurden Siedler katholischen Glaubens ins Land geholt. Ganz anders sah es an den Gemeindegrenzen aus. Waldhausen wurde zwangsweise rekatholisiert und im pfälzisch-lutherischen Ferdinandsdorf siedelten die konvertierten Grafen von Wiser Bauern aus dem Gemeindegebiet Mudau an. Sie ließen sogar die lutherische Kirche besetzen. Auch aus unserem Gemeindegebiet verließen viele Menschen aus religiösen Gründen ihre Heimat. Er wies darauf hin, dass die katholischen und evangelischen Orte eine unterschiedliche Entwicklung genommen haben, z. B. das Fasnachtsbrauchtum das in ev. Orten mehr auf die Kerwe überging, die Bildstöcke und Marienverehrung in den katholischen Gebieten und auch, dass es bei den offensichtlich lebenslustigeren Katholiken im 19. Jh. mehr uneheliche Kinder gab. Er wies noch darauf hin, dass Martin Luther die Welt verändert hat, Glaubenskriege geführt wurden und dass er heute wohl mehr als der nette pausbäckige Onkel in der Mönchskutte wahrgenommen wird, der auch mal flegelhafte Worte sagen darf. Am Ende stellte er noch den Pfeiffer von Nicklashausen vor, mit dem 1476 revolutionären Geist in den Odenwald eindrang und der vom Würzburger Bischof verbrannt wurde. Die Asche wurde in den Main gestreut und die Opfergelder teilten sich Würzburg und Mainz. 500 Jahre später herrschen nun Glaubensfreiheit und Demokratie und niemand muss um des Glaubens willen um sein Leben bangen. Markus Wielandging in seinem Referat darauf ein, dass im Kreisgebiet die Herrschaft lange Zeit in das Geschehen kaum eingegriffen hat. Nachdem der Bauernkrieg die Berufung auf das Evangelium durch den gemeinen Mann zum Scheitern gebracht hatte blieb der reformatorische Geist erhalten. Während sich die Odenwälder Ritterfamilien meist zurückhielten war es im Kraichgau anders gelagert. Die Landschad von Neckarsteinach führten schon in den 1520er Jahren ev. Gottesdienste ein. Es folgten die von Gemmingen, Berlichingen, die Horneck, Hirschhorn und auch im Bereich Zwingenberg mit dem Winterhauch, auch die Grafschaft Wertheim. Dadurch sicherten sich die Ritter auch Einnahmen und Rechte. Die Pfälzer waren im Schmakaldischen Krieg, wie auch die Erbacher nicht kaisertreu und erlitten Verluste. Nachfolgend wurde die Kurpfalz 1556 lutherisch, Erbach im Osten an der Gemeindegrenze im Jahre 1560, auch die Herren vom Breuberg. Die Pfalz wurde 1562 sogar calvinistisch. Untereinander war man nicht gut aufeinander zu sprechen. Die Calvinisten zerstörten im 16. Jh. die religiösen Denkmäler, verboten Kinderspiele, Bettler erhielten nichts usw..Damit musste auch die jeweilige Bevölkerung den Glauben des Landesherren annehmen. Mittlerweile setzte auch die Gegenreformation ein und es gab vielerlei Bemühungen der jeweiligen Territorialherren, von denen es in Deutschland etwa 2000 gab. Der 30 j. Krieg berührte die Geschicke der Konfession mehrfach. Allerdings hatte er keinen endgültigen Wandel geschaffen. Die Konfessionsverhältnisse wurden auf das Jahr 1624 festgeschrieben, in der Kurpfalz allerdings auf die Zeit vor dem Prager Fenstersturz und hier gab es noch Bewegung. Ab 1685 rekatholisierte die Pfalz hochgradig, die Ritterorte blieben aber lutherisch. Es kam in der Folge zu den Kirchenteilungen wobei es zu Schlägereien kam und seitdem ist die Stiftskirche in Mosbach geteilt. Die Scheidemauer trennte den katholischen Chor vom reformierten Langhaus. Auch in Rittersbach, Schefflenz, Strümpfelbrunn, Fahrenbach usw. kam es zu Kirchenteilungen. Bis auf Mosbach sind diese Scheidemauern heute entfallen. Zwischenzeit ich war es auch 1656 zu einem Gebietsaustausch zwischen Mainz und Würzburg gekommen was zu neuen Diözesaneinteilungen führte. Nicht unerwähnt und als Verdienst der Reformation soll bleiben, dass das Schulwesen gefördert wurde. Durch die Veränderungen der napoleonischen Zeit war die alte Reichkirche in ihrem Grundbestand erschüttert. Die neuen Staaten (1803/06) versuchten alle maßgeblichen Einfluss auf das kirchliche Leben zu gewinnen. Insbesondere das Großherzogtum Baden wirkte sehr aktiv. Das Haus Leiningen, das als ev. Landesherr ins kath. Gebiet kam hatte einen eigenen reformierten Kirchenrat in Mosbach. Der Kulturkampf im 19. Jahrhundert führte nicht nur zur Trennung von Kirche und Staat sondern auch zur Diskriminierung der kath. Bevölkerung. Dies führte in Baden zur Spaltung zwischen den Nationalliberalen (lutherisch und Regierung) und dem Zentrum (Katholiken). Bei den Katholiken gab es weniger Studenten und sie waren in den politischen Ämtern unterrepräsentiert, aber Selbstmordrate war geringer. In der Folge engagierten sich die katholischen Pfarrer sehr stark politisch was bis in die Nachkriegszeit mit Wahlaufrufen von der Kanzel herab anhielt. Dieses Wahlverhalten hält, so der Referent bis in die heutige Zeit mit sich abschwächender Tendenz an. Mit der Weimarer Republik stellte sich 1918 die Religionsfreiheit ein wie sie heute im Grundgesetz verankert ist. Waren der Fürst von Leiningen mit seiner Familie und den Bediensteten vor 200 Jahren die einzigen Evangelischen in der Gemeinde, nahm der Anteil durch Eisenbahner und Geschäftsleute mit der Zeit nur langsam zu. Erst durch den Zuzug von Ausgebombten, Evakuierten und Heimatvertriebenen hat der Anteil heute fast die 10 % Marke erreicht. Sowohl Frau Parrerin Stober als auch Hans Slama dankten dem Referenten mit einem kleinen Präsent für den kurzweiligen und mit viel Applaus versehenen Vortrag
leben und wirken des "schinderhannes" januar 2017
Leben und Wirken des "Schinderhannes" Mudau. (lm) Unter dem vielversprechenden Titel „Aus dem Odenwald in den Orikonodschungel“ referierte auf Einladung des Heimat- und Verkehrsvereins Mudau im „Weinparadies Engel“ Dr. Dr. Mark Scheibe von der Stiftung „Historische Kommission für die Rheinlande 1789 – 1815“ über das Leben von Johannes Bückler, besser bekannt als der „Schinderhannes“. Und obwohl die Mehrheit der überaus zahlreich erschienenen Gäste sich lieber an die romantisch verschleierten Filme mit Frauenheld Curt Jürgens erinnert hätten, gelang es Dr. Dr. Scheibe doch mit Bravour, ein Realitätsbild zu schaffen über diesen mehrfachen Mörder, Totschläger und Räuber, der aufgrund seiner Grausamkeit nicht umsonst als „Schinderhannes“ in die Geschichte einging, absolut nichts von einem „Robin Hood des Odenwaldes“ hatte und nur 24 Jahre alt wurde. Besonders aufmerksam lauschte sein interessiertes Publikum sicher auch, weil der Referent in der Uniform der französischen Nationalgendarmerie auftrat, die maßgeblich an der Gefangennahme des Johannes Bückler im Jahr 1803 beteiligt war. Dr. Dr. Scheibe beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Erforschung des Mythos „Schinderhannes“, dessen „Heldentaten“ lange vor Disney’s Micky Mouse als Fortsetzungsgeschichte auf über 4.800 Seiten glorifiziert worden waren. Und mit seinen lebhaften Erläuterungen über die damalige Zeit Napoleons, als die kleinen Leute erstmals die Chance sahen, aus der Gosse zu kommen, um dann doch wieder in derselben zu landen, machte Scheibe sehr deutlich, wie – aus heutiger Sicht – seltsam die Gesinnung der Richter und der Menschen war. Sowohl der Schinderhannes als auch seine 94 Mittäter haben ihre Opfer grausamst gequält und hatten keinerlei Gewissensbisse deswegen, vor allem wenn die Opfer jüdischen Glaubens waren. Und das entschuldigte bis zu einem gewissen Grad auch die damalige Justiz. Seltsam war auch der Bekanntheitsgrad des Johannes Bückler, der sich selbst immer wieder „in die Schlagzeilen“ bzw. ins Gerede brachte, indem er dafür sorgte, dass er in über 150 Orten des Hunsrücks und des Odenwaldes nachweisbar war. Da er seine Jugend im Krieg verbracht hatte, bei drei Lehrherren hinausgeflogen war und über Viehdiebereien schließlich bei brutalen Raubüberfällen gelandet war, war es ihm offensichtlich ein Vergnügen, den Kriminologen Prof Anton Keil ausgiebig an der Nase herumzuführen bis er sich dann in Frankfurt und Mainz endlich und noch immer mit großer Arroganz dem Strafgericht stellen musste und im Jahr 1803 dann seinen Kopf verlor. Was noch alles mit den Leichenteilen experimentiert wurde, ist aus heutiger Sicht ein weiterer Alptraum. Neben vielen interessanten Anekdoten ließ Dr. Dr. Scheibe auch einiges an „Original-Räuber-Werkzeug“ umhergehen. Hans Slama unterstrich den Vortrag durch seine Begrüßung in der jenischen bzw. Räubersprache, für die zweifelsfrei die mitgelieferte Übersetzung sehr notwendig war. Er dankte dem Referenten für die interessanten Ausführungen und wiederholte dessen Einladung zur Ausstellung „Expedition Custine – das Rhein-Main-Gebiet und die gescheiterte Freiheit 1792/93“, die noch in diesem Jahr in Kelkheim stattfinden wird.